Lightpainting bedeutet, dass wir mit einer Taschenlampe, LED Lichter oder Feuer optische Effekte kreieren. Notwendigerweise muss die Kamera dazu eine Langzeitbelichtung durchführen, also für längere Zeit das Umgebungslicht einfangen und auf das Foto bannen. Das bedeutet Belichtungszeiten von 10-30 Sekunden oder mehr (Bulp).
In dieser Anleitung geht es um die Lightpainting-Effekte von entzündbarer Stahlwolle, die bei schneller Bewegung viele schöne Funken verstreut und so einen tollen Effekt auf Fotos offenbart.
In diesem Artikel:
Was brauche ich für Lightpainting?
Zunächst einen geeigneten Fotoapparat. Grundsätzlich eignen sich Kameras die mit einem Wechselobjektiv ausgestattet sind. Ein besonders gutes Objektiv brauchen wir hierfür nicht, es geht lediglich um die Möglichkeit, den Fokuspunkt manuell am Objektiv einzustellen. Mittlerweile können das auch einige Kompaktkameras, schaut dafür bitte in euer Handbuch. Außerdem sollten Belichtungen bis mindestens 30 Sekunden (Bulp) möglich sein.
Des weiteren ist ein stabiles Stativ notwendig. Erst damit sind längere Belichtungszeiten möglich ohne zu verwackeln. Alternativ sucht euch einen festen Untergrund und platziert eure Kamera dort.
Vorteilhaft ist ein Fernauslöser, der Verwacklungen durch Berühren der Kamera während dem Durchdrücken des Auslösers vermeidet. Hierfür reicht schon ein simpler Kabelauslöser. Wer es komfortabler mag und die Lightpainting-Aufnahmen alleine aufnimmt, dem sei ein Funk-Fernauslöser ans Herz gelegt, der einem bei mehreren Fotos das zurücklaufen zur Kamera erspart. Schließlich hantiert man beim Stahlwolle-Shooting mit allerlei Material herum. Ein Muss ist er jedoch nicht, es geht sogar gänzlich ohne Fernauslöser, nur mit dem 10-Sekunden-Selbstauslöser der Kamera, was die meisten Kameras mittlerweile können.
Brauche ich ein bestimmtes Objektiv?
Zur Frage des richtigen Objektivs ist zu sagen, dass sich vor allem Weitwinkel- und Objektive mit Standard-Brennweiten für diese Zwecke eignen. Die Funken der Stahlwolle fliegen, einmal entzündet, in hohem Bogen und, je nachdem wie schnell man wirbelt, leicht über 20 Meter weit. Wenn die Kamera etwa 5-10 Meter entfernt platziert ist, braucht es einen großen Bildausschnitt, um alles Licht abbilden zu können. Teleobjektive würde ich nur für Abwandlungen des Motivs einsetzen, beispielsweise wenn ich abprallende Funken auf dem Erdboden oder die Szene aus einiger Entfernungen, von einem anderen Ufer eines Flusses oder einem See, fotografieren möchte.
Die Stahlwolle-Funken-Schleuder selber bauen
Unverzichtbar für diese Art der Fotografie natürlich auch: Die Stahlwolle-Funken-Schleuder. Wie man sie bastelt, ist der nachfolgenden Abbildung zu entnehmen. Notwendig sind ein Schneebesen und eine Kette. Die Stahlwolle ist in jedem Baumarkt erhältlich, es gibt sie von ganz fein bis grob. Ideal zum Entzünden sind 0000 bis 0, also die feineren Varianten – alles über 0 verbrennt schwieriger und wirft in der Regel nicht so schöne Funken wie feinere Stahlwolle. Und um die geht es bei unserer Fotografie ja gerade.
Ich habe für meine Schleuder einen Schneebesen von Ikea verwendet, natürlich kann man jeden dafür nehmen, der war nur grad da und günstig. Die Kette hatte ich noch rumliegen und so gekürzt, dass sie beim halten auf Hüfthöhe gut 30 cm über dem Boden endet. Mit montierten Schneebesen bleiben davon noch 10 cm übrig, das reicht völlig. Den Schneebesen habe ich mit Klebeband umwickelt und die Kette mit einer Schelle befestigt. Metal auf Metal kann rutschen, deswegen das Klebeband. In meiner Rumpelkiste habe ich einen passenden „Griff“ gefunden und am anderen Ende montiert. Was ihr als Griff nehmt, wenn überhaupt, bleibt euch überlassen. Manchmal wickel ich mir einfach das was an Kette zu viel ist, um die Hand, klappt genauso gut.
Lightpainting richtig fotografieren
Das Aufnehmen der Fotos ist wie bei jeder anderen Nachtaufnahme mit Langzeitbelichtung auch. Hier gibt es keinen Unterschied. Zunächst stellt ihr das Stativ auf und konfiguriert die Kamera.
Die Kameraeinstellungen
Für Aufnahmen dieser Art eignet sich am besten der M-Modus an der Kamera, der eine Einstellung von Belichtung und Blende separat zulässt. Generell fotografieren wir in einer sehr dunklen Umgebung; in der Stadt mit etwas Umgebungslicht, abseits zivilisierter Ecken auch in kompletter Dunkelheit. Die Belichtungszeit sollte also bereits, ohne unsere Absicht ein Lightpainting erstellen zu wollen, etwas länger sein. Bedenkt man, dass auch für das Schwenken der Stahlwolle-Schleuder einige Sekunden Zeit notwendig sind – nämlich so viele, bis die entzündete Stahlwolle wieder erloschen ist – dann kommt man auf eine geeignete Belichtungszeit von etwa 15-30 Sekunden. Hier gilt es auszuprobieren, wie lange die Stahlwolle letztendlich brennt, was unter anderem auch vom Wetter und der aktuellen Luftfeuchtigkeit abhängig ist.
Die richtige Blendenöffnung wählen
Die Blendenöffnung sollte auf das vorhandene Umgebungslicht abgestimmt sein. In der Stadt empfiehlt sich eine Blende von etwa 8 bis 11, um eine ausreichende Tiefenschärfe zu erhalten. Die Funken werden in alle Himmelsrichtungen fliegen, selbst wenn man in eine bestimmte Richtung schleudert, und letztlich sollen alle Leuchtspuren möglichst scharf abgebildet werden. Sind noch Gebäude im Hintergrund zu sehen, ist auch hier eine mittlere Blende von Vorteil, um alle Elemente des Motivs klar auf dem Foto abzubilden. In einer lichtärmeren Umgebung sollte mehr Licht auf den Sensor fallen, hier kann die Blende weiter geöffnet werden.
Präparieren der Stahlwolle-Funken-Schleuder
Vor der Aufnahme wird nun ein etwa handflächengroßer Teil von der Stahlwolle entnommen, etwas auseinander gezupft und gleichmäßig zwischen die Stäbchen des Schneebesens geschoben. Anschließend die Kamera auslösen, die Stahlwolle entzünden und die Stahlwolle-Schleuder wirbeln, beispielsweise senkrecht neben dem Körper, waagerecht über dem Kopf oder auch kugelförmig in dem man sich während dem senkrechten wirbeln um die eigene Achse dreht. Auch Bewegungen durch das Foto während der Aufnahme ergeben interessante Effekte. Einfach ausprobieren ergibt oft die spannendsten Ergebnisse. Einige Beispiele, wie unterschiedliche Bewegungsrichtungen aussehen können gibt es in meiner Galerie Lightpainting – Funkenregen mit Stahlwolle zu sehen.
Vorsicht: Brandgefahr!!!
Der Funkenflug ist schwer einzuschätzen, ganz besonders bei Wind. Es sollten sich also, gerade bei trockenem Sommerwetter, keine leicht brennbare Objekte in der unmittelbaren Umgebung befinden. Am besten als Untergrund geeignet sind Asphalt, Stein, Sand oder nasses Gras. Weil Funken auch auf die eigene Kleidung fallen können, sind alte Sachen, feste Schuhe und eine Kapuze/Käppi sowie Handschuhe Pflicht. Ich habe mir selbst mehrfach Kleidung und Haut verbrannt, also vorsichtig sein! Sollte doch mal etwas Feuer fangen, eignet sich ein Eimer Wasser oder ein Feuerlöscher um schlimmeres zu verhindern.
Bedenke:
Stahlwolle verbrennt nicht wie Holz, es schmilzt! Du hantierst also mit flüssigen Eisen und diese Funken werden problemlos bis zu 1000 Grad heiß. Ich habe Reste im Schneebesen nach der Aufnahme im Wasser gelöscht – selbst unter Wasser brennt es einige Sekunden weiter.
Zeig mir deine Bilder
Du hast Lightpainting mit Stahlwolle nach meiner Anleitung ausprobiert? Dann zeig mir deine Bilder, ich bin sehr gespannt! Poste deinen Link zur Galerie oder Bild einfach in die Kommentare, ich würd mich freuen 🙂