Wenn der Herbst naht, Bäume ihre Blätter verlieren, die Natur 2 Gänge zurückschaltet, die Tage immer kürzer werden, dann kommt die Zeit wo man draußen immer weniger fotografieren kann. Echt jetzt?!?
So ein Quatsch!
Den obigen Satz höre ich öfter von anderen Fotografen. Gerne wird es auf das „schlechte Wetter“ geschoben sich mit der Kamera lieber in den eigenen 4 Wänden aufzuhalten. Klar ist es draußen unangenehmer als bei lauschigen 25 Grad, aber deswegen noch lange kein Wetter um sich nach drinnen zu verkrümeln. Klar ist auch das ich bei dem Wetter kein Model in Bikini in einen See jagen würde (am besten noch mit der Anweisung „Schau mal ganz entspannt in die Kamera“ während sich die Gänsehaut schon stapelt). Aber Motive gibt es auch bei schlechterem Wetter, sogar bei Regen, mehr als genug. Man muss halt nur mal den inneren Schweinehund besiegen und trotzdem losgehen, sich Motive suchen und nicht gleich die Flinte (lieber das Stativ, besser nicht die Kamera dafür nehmen) ins Korn werfen wenn man ohne „Knallerbild“ nach Hause kommt. Immerhin war man an der frischen Luft und hat sich bewegt, was der Gesundheit sowieso nicht schadet.
Motive finden
Die Sonne steht im Herbst viel tiefer, dadurch wird das Licht viel weicher, Gegenstände werfen deutlich längere Schatten, die Umgebung wird plastischer. Das beste Licht habt ihr auch im Herbst rund um Sonnenauf- und untergang. Allerdings ist die Zeitspanne, im Vergleich zum Sommer, deutlich länger. Während es im Sommer oft nur wenige Minuten mit optimalen Lichtverhältnissen sind, können es im Herbst durchaus 2-3 Stunden werden. Also Zeit genug um etwas passendes zu finden.
Herbst ist Nebelzeit
Macht euch das zu nutze und geht mal früh, am besten vor Sonnenaufgang los und sucht euch einen schönen Platz in der Natur. Schaut vorher nach wo die Sonne aufgehen wird und macht mal ein paar Gegenlichtaufnahmen im Nebel. Herbstnebel sammelt sich in der Regel in Senken und Tälern. Sucht euch also einen erhöhten Standort, so dass ihr den Übergang vom Nebel zum klaren Himmel fotografieren könnt. Oder sucht euch einen schönen See, auch das kann bei Nebel sehr spannend sein.
Farben
Im Herbst hat die Natur ein breites Spektrum an Farben zu bieten. Von sonnigen Gelb bis hin zu matschigen Brau/Schwarz ist alles dabei. Bunte Bäume, im Sonnenlicht, vll. auch mit ein wenig Nebel, sind ein tolles Motiv. Macht euch die Farben zu nutze und setzt sie in Szene.
Pilze
Nein, ich pflücke keine Pilze, ich jage sie und schieße sie ab, mit meiner Kamera. Dafür lege ich mich auch schon mal platt auf den Boden, meine EOS 6D hat leider kein Klappdisplay, aber ich bin nicht so empfindlich. Es sieht für andere vll. bescheuert aus, aber die Bilder lohnen sich. Sucht euche in paar schöne Pilze (nicht die von Schnecken zerfressenen) und macht ein paar Bilder auf Bodenhöhe, baut euch die direkte Umgebung vom Pilz so zusammen wie ihr sie haben wollt. Wie auf einer kleinen Bühne könnt ihr euch frei der Regie hingeben. Ihr werdet sehen, die Bilder sind den Aufwand wert.
Morgentau und Frost
Im Herbst blühen auch noch Blumen, nicht nur im Frühling. In Verbindung mit Morgentau oder gar Frost lassen sich tolle Motive entdecken. Detailaufnahmen, insbesondere Makroaufnahmen, machen sich hier besonders gut.
Sonnenauf- und untergänge
Ja, sie sind kitschig, trotzdem gehören sie dazu. Im Herbst ist die Luft deutlich klarer als im Sommer, es ist weniger Staub in der Luft, die Sicht ist viel besser. Und Wolken, spannende Wolken, gibt es gratis dazu. Strahlend blauer Himmel kann schließlich jeder.
Spiegelungen
Pfützen gibt es im Herbst reichlich und oft. Warum also nicht mal nutzen um Spiegelungen darin zu fotografieren? Ich persönlich mag solche Bilder ja in Schwarz/Weiß, aber Farbe ist auch okay. Wenn ihr eine Pfütze seht, lauft mal ein wenig drum rum und guckt euch die Spiegelung an, vll. entdeckt ihr ja ein interessantes Motiv.
Wiederkommen lohnt sich
Wenn ihr einen schönen Platz gefunden habt, der aber im Moment nicht viel hergibt, wartet ein paar Tage und geht nochmal hin. Im Herbst verändert sich die Umgebung rasant. Es lohnt sich oft ein zweites oder auch drittes mal hinzugehen. Notiert euch Plätze und sucht sie von Zeit zu Zeit auf und schaut nach was sich getan hat. So lernt ihr nicht nur den Ort besser kennen, ihr entdeckt auch immer mehr Details die ihr vorher vll. übersehen habt. So ergeben sich immer wieder neue Motive und Ideen.
Noch mehr?
Natürlich, das ist bei weitem nicht alles was man im Herbst fotografieren kann, aber wo bleibt eure eigene Kreativität wenn ich euch alles vorkaue? 😉 Also, keine Ausreden mehr jetzt, klar? Kamera einpacken und rausgehen, husch husch…
Vielleicht trifft man sich ja unterwegs mal.